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Bekanntes Problem mit vielen Konsequenzen
Kieferschmerzen können die Lebensqualität deutlich einschränken. Die Schmerzen erstrecken sich häufig nicht nur über den Kiefer selbst, sondern auch auf die Nackenmuskulatur. Außerdem können Kieferschmerzen starke Kopfschmerzen verursachen. Am besten begegnet man Kieferschmerzen nicht einfach nur mit Schmerzmitteln, sondern versucht, die Ursache der Kieferschmerzen herauszufinden und auszuschalten.
Wie kommt es überhaupt zu Kieferschmerzen?
Das große Problem hierbei ist, dass es eine äußerst breite Palette von möglichen Ursachen gibt, die teils nicht voneinander trennbar sind. Das bedeutet, eine Ursache kann eine andere begünstigen – es herrscht eine Art Abhängigkeitsverhältnis.
Unser Mund ist ein komplexer Apparat. Ein Zusammenspiel zwischen Kiefer, Kiefergelenk und Kaumuskulatur bildet einen komplexen Funktionsapparat und ist dementsprechend anfällig für Probleme, da der Kauapparat einer der am meisten benutzten Muskeln unseres Körpers ist. Tägliches Essen und damit starkes kauen geht oft nicht spurlos an unserem Kauapparat vorbei.
Jedoch ist nicht nur die Belastung durch das Essen entscheidend. Andere physische Vorgänge, wie körperliche Verspannung oder psychologische Faktoren wie Stress, welche oft unbewusst stattfinden, können unseren Kauapparat ebenfalls stark belasten und Schmerzen verursachen – genauso wie Fehlstellungen oder chronische Krankheiten.
Beispielsweise kommt es bei Menschen, welche ständig Stress ausgesetzt sind, zu nächtlichem Zähneknirschen und Zähne-Pressen. Diese sind natürlich eine enorme Belastung für den Kauapparat und können sich auf den ganzen Körper auswirken.
Schmerzen können vom Kieferbereich strahlen oder direkt im Kieferbereich spürbar sein. Auslösende Faktoren können neben seelischen Belastungen auch Belastungen der einzelnen Elemente des Kieferapparats sein: Kiefermuskeln, Zähne, Zahnhalteapparat- und Kiefergelenk.
In manchen Fällen sind auch die Nebenhöhlen im Innenohr, Mittelohr und Nase, Nervenfasern und Lymphknoten an den Schmerzen beteiligt. Spätestens jetzt ist Ihnen bewusst, wie schwer es ist, die Schmerzen einer bestimmten Ursache zuzuschreiben. Im Folgenden wollen wir ein paar der bekanntesten Urachen aufführen und erklären.
Mögliche Ursachen
Dies ist keinesfalls eine vollkommene Liste – sie deckt einzig die gängigen Ursachen ab. Eventuell finden Sie ja hier den „Schuldigen“ für ihr Leiden.
- Zähneknirschen – Schmerzen können durch Zähneknirschen verursacht werden. Dabei kommt es zu einer starken, meist stressbedingten Reibung der Zähne, welche oft nicht kontrolliert werden kann. Die Ursache hinter dem Knirschen ist umso wichtiger: Es liegt oft eine körperliche Zwangsstörung mit seelischem Ursprung (Stress) zugrunde. Vor allem das nächtliche Zähneknirschen ist ein Indiz für Sorgen und Stress, welche in der Nacht verarbeitet werden. Entspannungstechniken, Stressbewältigungsmethoden, Sport und der Besuch bei geübtem psychologischen Fachpersonal sind empfehlenswert.
- Stress und Angst – Bei Stress-, Anspannungs- und Angstzuständen produziert unser Körper Kortisol, welches die Bildung von Kollagen hemmt. Kollagen ist unter anderem für die Regeneration von Gewebe und Faszien zuständig. Diese sind durch zu wenig Kollagen weniger elastisch und strapazierfähig. Faszien, welche wir zum Beispiel im Gesicht haben, können somit durch eine überspannte Kiefermuskulatur ebenfalls schmerzen. Außerdem ist Unser limbisches System (das Zentrum der Emotionen im Gehirn) mit dem zentralen Nervensystem verbunden, womit auch der Kauapparat verbunden ist. Deshalb kommt es oft zu Knirschen, Pressen und Reiben der Zähne, was die Kiefermuskulatur stark belasten und damit Schmerzen verursachen kann.
- Fehlstellungen – Zahn-Fehlstellungen und fehlende Zähne sind eine sehr hohe Belastung für den Kauapparat. Diese können dazu neben Kieferschmerzen auch Zahnschmerzen und Degenerationen des Zahnhalteapparats bewirken. Fehlende Zähne oder Fehlstellungen machen die gleichmäßige Verteilung von Kräften (die zum Beispiel beim Kauen entstehen) sehr schwer. So werden einzelne Stellen mehr als andere belastet und die Kräfte verteilen sich ungleichmäßig auf die anderen Teile des Kau-Systems (Muskeln, Knochen, Gelenke etc.). Das kann zu starken Verspannungen und daraus resultierenden Schmerzen führen. Fehlstellungen können zum Beispiel auch Weisheitszähne sein, die im Kiefer keinen Platz haben. Abhilfe schafft hier das Ziehen der Weisheitszähne oder eine kieferorthopädische Behandlung.
- Entzündungen – Eine weitere mögliche Ursache für Kieferschmerzen können Entzündungen im Kieferbereich sein, die durch äußere Untersuchungen, Röntgenaufnahmen oder Blutuntersuchungen diagnostiziert werden können.
Kieferschmerzen durch CMD (Cranio-Mandibuläre Dysfunktion)
Die Beeinträchtigung der Kaumuskulatur, Zähne und Kiefergelenke wird in der Medizin kurz CMD, für Cranio-Mandibuläre Dysfunktion, genannt. Es handelt sich dabei um eine ernstzunehmende Krankheit im Mundraum, die sich durch Schwierigkeiten beim Bewegen des Kiefers und beim Kauen bemerkbar macht.
Die Ärzte sprechen von einer Dysfunktion, wenn das Zusammenwirken von Zähnen, Muskeln und Kauen nicht richtig funktioniert. Betroffene sollten in diesem Fall medizinisches Fachpersonal aufsuchen.
Schmerzhafte Verspannungen in den Wangen, die sich vor allem am Morgen bemerkbar machen, können das erste Symptom für eine CMD sein. Die Betroffenen leiden meist auch unter einem steifen Nacken und starken Schmerzen vor den Ohren, hauptsächlich beim Kauen oder Sprechen.
Zudem können sie den Mund nicht mehr so weit wie gewöhnlich öffnen und die Zähne sind fühlbar abgeschliffen bzw. gelockert. Eine weitere Ursache einer CMD sind häufige Kopfschmerzen. Die Symptome treten einzeln oder in Kombination auf. Zur Vermeidung von weiteren Problemen ist eine rechtzeitige Behandlung sehr wichtig. Wenn Sie von den hier geschilderten Symptomen betroffen sind, sollten sie unbedingt sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Ursachen einer Cranio-Mandibulären-Dysfunktion
Ursachen für CMD können, ähnlich wie bei Kieferschmerzen generell, physischer und seelischer Natur sein.
- Kieferfehlstellung und Fehlhaltungen
- Stress und Depressionen
- Angstzustände
- hormonelle Einflüsse
- Bruxismus
- Schlafstörungen
- Zahnfleisch-Schwund
- Zahnschwund
Ebenfalls wahrscheinlich ist als Hauptursache das Zusammenwirken dieser Probleme, welche ab einem gewissen Punkt vom Kieferapparat nicht mehr geduldet werden können.
Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion (CMD) behandeln
CMD sollte man auf keinen Fall versuchen selber und ohne ärztliche Unterstützung zu bewältigen. Man kann aber versuchen, sie mit ein paar Methoden etwas zu lindern. Weiche Nahrung zur Schonung des Kiefers kann zum Beispiel schon helfen. Verzichten Sie auf Kaugummis, Nüsse und harte Kost. Um akute Schmerzen zu lindern helfen auch Kältekompressen und Entspannungsübungen, denn sie besänftigen die Kiefermuskulatur. Als schnelle Hilfe helfen natürlich auch Medikamente gegen die Schmerzen.
Nachhaltiger und auch langfristig wirksam ist jedoch immer der Besuch beim Arzt, welcher Kiefer, Zahnhalteapparat und relevante Aspekte gründlich untersucht. Ärztliche Fachpersonen können hier auch bei Feststellung von seelischen Ursachen helfen und Empfehlungen liefern, wie Sie Ihr Leid lösen können.
Symptome von Kieferproblemen
Starke Schmerzen sind das Hauptsymptom von Kieferschmerzen. Sie sind jedoch mindestens genauso vielfältig, wie die möglichen Ursachen für Kieferschmerzen: starke Kieferschmerzen, chronische Schmerzen, neuropathische Schmerzen bis hin zu brennenden Schmerzen sind allgemein bekannt.
Die richtige Zuordnung der Beschwerden fällt auch vielen Fachleuten nicht leicht, sodass diese selber oft rätseln, welche Behandlungsmethode am besten geeignet ist. Daher erfolgt eine Behandlung als reine Symptom-Behandlung, wobei aber oft das eigentliche, zugrundeliegende Problem nicht gelöst wird. Schnell werden Medikamente verschrieben, die den Schmerz zwar lindern, aber nicht dessen Ursache bekämpfen, wodurch viele Menschen über lange Zeiträume auf Schmerzmittel angewiesen sind.
Kieferschmerzen verursachen andere Schmerzen
Der Trigeminusnerv ist ein Nerv im Schläfenbereich, welcher bis zum Kieferbereich ragt. Dieser kann durch Kieferprobleme wie Überspannungen überreizt werden. Signale an den Hirnstamm führen dazu, dass teils starke Schmerzen im Areal dieses Nervs verspürt werden können. Innenohr und Hirnstamm liegen im selben Areal und können deshalb durch Kieferprobleme ebenfalls betroffen sein.
Der Hirnstamm, welcher unter anderem die Skelettmuskulatur und ihre Funktionsweise reguliert, kann durch Kieferprobleme ebenso eingeschränkt werden. Dies kann dazu führen, dass Schmerzen im Nackenbereich, Halsbereich und Rückenbereich auftreten, welche erwartungsgemäß wenig mit dem betroffenen Körperteil zu tun haben. So sollten Sie auch auf diese Schmerzen achten, sie bewusst beobachten und bei einer Behandlung von ihnen berichten.
Symptome auf einen Blick
Gute medizinische Fachleute müssen eine differenzierte Diagnostik erstellen, wo sie alle Schmerzen und Beschwerden der zu behandelnden Person gründlichst analysieren und gesamtheitlich betrachten. Sie achten bei einer solchen Differenzialdiagnose auf folgende Symptome:
- Schmerzen des Kieferapparats und Charakter desselben
- Geräusche des Kieferapparats bei Bewegung
- Druckempfindlichkeit
- Schmerzen bei Mund-Öffnung und allgemeinen Bewegungen
- Faszien-Schmerzen im Kieferbereich
- Abrupte Nervenschmerzen
- Gesichtsschmerzen
- Fehlbiss
- Nackenschmerzen
- Schulter-Verspannungen
- Kopfschmerzen
Diese sind allgemeine Symptome von Problemen des Kiefers. Aufgrund der Komplexität ist es sicherlich ratsam, bei Vorhandensein einzelner und vor allem mehrerer dieser Symptome (wobei die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt), professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wie man Kieferschmerzen lindert und selber behandelt
Um kurzfristig die Schmerzen zu lindern, ist der Griff zu Schmerzmitteln eventuell ratsam, aber keinesfalls die allgemeine Lösung, denn die Ursachen bleiben unbehandelt. Bei schweren Schmerzen ist deshalb eine zahnärztliche Behandlung unerlässlich. Folgende Methoden erweisen sich aber immer als äußerst wirksam um selbst die Schmerzen etwas zu lindern:
- Wärme anwenden, um die Kiefermuskulatur zu entspannen und momentane Schmerzen zu lindern.
- Weiche Nahrung zu sich nehmen und auf Kaugummis verzichten
- Faszien-Rollmassage der Kiefermuskulatur
- Entspannungsübungen und Sport für körperliches Wohlbefinden
- Meditation und Therapie für seelisches Wohlbefinden
Allgemein müssen Sie Ihren Körper und Ihre Seele gleichfalls als mögliche Ursachen betrachten. Ebenfalls sollten Sie Ihren eigenen Stimmungszustand nachvollziehen können. Dies ist der erste Anhaltspunkt, um Ihre eigenen Stressmechanismen zu verstehen.
Wie Zahnärzte Sie behandeln können
In vielen Fällen führt der Weg am Arzt nicht vorbei. Oftmals wird als Erst-Ansatz eine Schienentherapie mit Hilfe einer „Knirscher-Schiene“ empfohlen. Diese bewirkt eine Schonung der Zahnsubstanz und des Zahngelenks beim nächtlichem Zähneknirschen, da die Zahnreihen nicht mehr aufeinander einschlagen. Außerdem erzwingt die Schiene eine Entspannung der Kaumuskulatur durch die Veränderung der Position.
Als Nebentherapie oder Zusatztherapie wird oft auch Physiotherapie empfohlen. Hier werden Gesicht und Kiefermuskulatur mit gezielten, erprobten Techniken massiert und behandelt. Nicht nur der Kiefer, sondern auch der Nacken muss entspannt werden. Außerdem wird er Ihnen Techniken beibringen, dies selber in den eigenen vier Wänden zu tun.
Allgemein sind dies nur pauschale, allgemeine Therapien, welche Sie mit großer Wahrscheinlichkeit erwarten. Was in Ihrem spezifischen Fall tatsächlich notwendig ist, kann mit Sicherheit erst medizinisches Fachpersonal entscheiden. Beispielsweise kann die starke Abnutzung der Zähne durch extremes, unbehandeltes Knirschen dazu führen, dass das ganze Gebiss angehebt werden und für alle Zähne neue Füllungen und Kronen erstellte werden müssen.
Der Weg zum Zahnarzt lohnt sich
Kieferschmerzen können also viele unterschiedliche Ursachen haben. Wichtig ist es, möglichst schnell zum Arzt zu gehen, um die Ursachen herauszufinden. Wartet man zu lange, kann die Grunderkrankung, die die Kieferschmerzen auslöst, sich so sehr verschlimmern, dass eine Therapie immer schwieriger wird.
Außerdem kann sich das Gehirn an die Kieferschmerzen „gewöhnen“. Das führt dazu, dass die Kieferschmerzen fortbestehen, wenn die ursprüngliche Ursache der Schmerzen längst ausgeschaltet ist. Diese Gewöhnung lässt sich am einfachsten durch eine frühzeitige Behandlung vermeiden.