animation kieferzahnstellung

Überbiss und seine dramatischen Folgen erklärt

Ob durch eine genetische Veranlagung oder durch schlechte Angewohnheiten in der Kindheit verursacht – ein Überbiss sollte behandelt werden. Von einem starken Überbiss wird gesprochen, wenn der Abstand zwischen den oberen und den unteren Schneidezähnen mehr als zwei Millimeter beträgt. Dabei gibt es je nach Alter des Patienten verschiedene Möglichkeiten, die Zähne wieder geradezurücken.

Wie ist das Gebiss eines Menschen aufgebaut?

Das Gebiss des Menschen besteht aus einem harten, Knochen-ähnlichen Material. Erwachsene haben einen Zahnbogen mit 16 Zähnen im Oberkiefer und 16 Zähnen im Unterkiefer. Wenn Sie den Mund schließen, sind die beiden Zahnbögen leicht gegeneinander versetzt. Das Milchgebiss von Kindern besteht dagegen aus nur 20 Zähnen.

Wie ein Überbiss entsteht

Das normale menschliche Gebiss weist einen leichten Überbiss, auch „Overjet“ genannt, von ein bis zwei Millimetern auf. Hierdurch wird der Abstand zwischen den unteren und oberen Schneidezähnen bezeichnet, wenn der Mund geschlossen ist. Dabei ragen die oberen leicht hervor.

Wenn Ihre oberen Zähne mehr als zwei Millimeter von den unteren abstehen, wird in der Kieferorthopädie von einem starken Überbiss – der Prognathie – gesprochen. Im Volksmund werden die hervorstehenden Zähne auch Hasenzähne genannt.

Wer am häufigsten betroffen ist

Eine Fehlstellung des Kiefers kann generell jeden treffen. Bei routinemäßigen zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen kann der Zahnarzt jedoch bereits im Kindesalter einen Überbiss feststellen. Da der Wachstumsprozess noch nicht abgeschlossen ist, ist es am besten, die Therapie vor oder während der Pubertät zu beginnen.

Genetisch veranlagt oder schlechte Angewohnheiten

Ein Überbiss kann genetisch bedingt sein oder durch schlechte Angewohnheiten entstehen. Somit kann schon ein Neugeborenes eine Fehlstellung des Kiefers haben.

Dabei ist der Oberkiefer etwas vor dem Unterkiefer gelegen oder einfach größer. Beginnen die oberen Zähne zu wachsen, stehen auch diese sichtlich hervor. Außerdem kommt ein Überbiss oft vom Schnuller, dem Daumen oder der Flasche. Der durch das Nuckeln entstehende Druck auf die Zähne lässt sie schief wachsen.

Bei dieser Art Überbiss sind die Schneidezähne zu weit nach vorn und die unteren nach hinten geneigt. Eine Zahnfehlstellung können Ihnen auch vererbt worden sein.

Verschiedene Arten des Überbisses

Die Schwere Ihres Überbisses wird in der Kieferorthopädie in sogenannte Angle-Klassen unterteilt.

  • Angle-Klasse I: Der ein bis zwei Millimeter breite Abstand zwischen den Schneidezähnen mit einem geraden Kieferstand wird Angle-Klasse I genannt. Dabei passen die Höcker der Backenzähne des Ober- und Unterkiefers genau aufeinander.
  • Angle-Klasse II/1: Ein Überbiss, bei dem der Oberkiefer weiter vorsteht als der Unterkiefer, fällt in die Kategorie Angle-Klasse II/1. Dadurch steht der vordere Höcker des oberen ersten Backenzahns vor dem Backenzahn des Unterkiefers.
  • Angle-Klasse II/2: Die Angle-Klasse II/2 bezeichnet einen Überbiss, bei dem die oberen Schneidezähne nach innen geneigt stehen.
  • Angle-Klasse III: Zur Angle-Klasse III zählt der Vorbiss, bei dem der Oberkiefer nach hinten versetzt ist. Somit können die unteren Schneidezähne hervorstehen.

Welche weiteren Kieferfehlstellungen und Zahnfehlstellungen gibt es?

In der Zahnkunden unterscheidet man zwischen verschiedenen Kiefer- und Zahnfehlstellungen, die Zahnschmerzen verursachen und sich auf die gesamte körperliche Gesundheit auswirken können. Zahnlücken, schiefe Zähne, verlagerte Zähne, Kreuzbiss, tiefer Biss, Zahn-Engstand, Hyperdontie, Hypodontie, offener Biss und  sind Beispiele von anderen Fehlstellungen.

Folgen von unbehandeltem Überbiss

Stehen Ihre oberen Frontzähne weit vor (starker Überbiss), hat dies zum einen Auswirkungen auf Ihr Aussehen. So kann es sein, dass sich Ihre Oberlippe stark nach außen wölbt. Überdies blitzen Ihre Zähne beim Sprechen und Lachen immer wieder auffällig hervor.

Liegt Ihr Unterkiefer zu weit hinten, können Sie außerdem ein sogenanntes „fliehendes Kinn“ haben. Kurzum heißt das, dass Ihr Kinn weiter hinten liegt, als Ihre Oberlippe. Darüber hinaus kann ein Überbiss auch das Sprechen und Kauen negativ beeinflussen. Im schlimmsten Fall stehen Ihre Vorderzähne so weit vor, dass Sie Ihre Lippen nicht mehr richtig schließen können.

Durch den fehlenden Speichelfluss an Ihren Frontzähnen wird eine Kariesbildung begünstigt. Auch bei Unfällen, zum Beispiel Stürzen, sind die vorderen Zähne anfälliger für Verletzungen. Eine höhere Anfälligkeit für Infekte ist ebenso bekannt. Führt eine unbehandelte Kariesbildung zu einer Zahnwurzelentzündung kann es zu Infektionen im gesamten Körper kommen, mitunter am Herzen. Um Karies zu verhindern ist vor allem gute Mundhygiene und eine öftere Prophylaxe beim Zahnarzt notwendig.

Die Behandlung im Kindesalter

In jungen Jahren, also bis kurz vor der Pubertät, kann Ihr Überbiss mit einer festen Zahnspange leicht korrigiert werden. Hierbei fertigen Kieferorthopäden die Spange so an, dass Druck auf Ihre vorderen Zähne ausgeübt wird. Durch das ständige Wachstum Ihres Kiefers wachsen Ihre Zähne wieder in die richtige Richtung.

Gibt es in Ihrem Kiefer ein Platzproblem, müssen kleine Backenzähne gezogen werden. Denn ist der Kiefer zu klein für Ihre großen Zähne, bleibt nicht genügend Platz, um sie geradezurücken. Eine festsitzende Zahnspange kann auch Fehlstellungen des Kiefers begradigen.

Die Behandlung bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen ist die Behandlung komplizierter. Jetzt verändert sich Ihr Kiefer nicht mehr so sehr wie bei Kindern. Dadurch wird bei Kieferfehlstellungen ein chirurgischer Eingriff notwendig. Dieser kann ebenfalls das Zahnziehen sein. Zusätzlich muss eine längere Zeit eine Spange getragen werden, die die Zähne nach und nach in die richtige Richtung lenkt.

Ein Großteil der Arbeit zur Behandlung eines Kiefer-Überbisses wird im Mund durchgeführt, sodass es keine auffälligen Narben gibt. Nach einer Überbiss-Operation müssen Patienten höchstwahrscheinlich über Nacht im Krankenhaus bleiben und zwei bis vier Wochen von der Arbeit oder Schule freinehmen. Zusätzliche kieferorthopädische Behandlungen werden in der Regel vor und nach der Operation durchgeführt, um eine korrekte Zahnausrichtung zu gewährleisten.

Eine etwas aufwändigere Methode arbeitet mit sogenannten Alignern, wie etwa Invisalign, auch als „die unsichtbare Zahnspange“ bezeichnet. Dies sind hoch-komplexe, mit avancierter Computer-Technologie designte Schienen, die immer wieder ausgetauscht werden müssen. Sie werden den jeweiligen Behandlungsschritten angepasst und bis zu 14 Mal neu angefertigt, was sich in einem deutlich höheren Preis im Vergleich zur festen Spange auszeichnet.

Risiken einer Behandlung

Bei einer kieferorthopädische Behandlung können Komplikationen auftreten, da chirurgische Risiken aus medizinischer Sicht nicht vollständig vermeidbar sind. Zu den häufigsten gehören Kiefergelenksprobleme, Nervenschäden, Blutergüsse und eine eingeschränkte Mundöffnung. Außerdem sind Schwellungen im Gesicht wahrscheinlich, die sich aber meist innerhalb weniger Tage bessern.

Wann die Ergebnisse einer Behandlung zu sehen sind

Erst nach der Feinkorrektur ist das endgültige Ergebnis zu sehen. Insbesondere ist nach dem chirurgischen Eingriff eine Nach-Korrektur geplant, um das Ergebnis langfristig zu erhalten. Der gesamte Erholungszyklus dauert in der Regel zwei bis drei Jahre.

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