Die Alveolitis sicca wird auch als Dry Socket Syndrom oder Trockene Alveole bezeichnet und gehört zu den Komplikationen, die nach einer Zahnentfernung auftreten können. Es handelt sich hierbei um eine Entzündungsreaktion, die im Bereich der Alveole entsteht – daher auch die Bezeichnung Alveolitis.
Ursache der Alveolitis sicca sind Störungen der Wundheilung. Nach der Zahnextraktion bildet sich in der Alveole normalerweise ein Blutgerinnsel – das sogenannte Koagulum. Dieses verschließt das Zahnfach und bildet einen Schutz gegen die Keime der Mundhöhle. In einem zweiten Schritt sprießen Blutgefäße in das Koagulum, allmählich bildet sich neues Gewebe.
Hinsichtlich der Auslöser einer Alveolitis sicca werden verschiedene Ursachen diskutiert. Neben mechanischen Reizen von außen können chemische oder mikrobielle Faktoren für das Zusammenfallen des Koagulums verantwortlich sein. Beispielsweise kann der Patient die Heilung durch den unachtsamen Umgang mit dem Koagulum unterbrechen – etwa aus dem übertriebenen Anspruch, die Blutung schnell zu unterbinden.
Auch die Entnahme des Tupfers wird als ein möglicher Auslöser der Alveolitis sicca diskutiert. Hat sich das Koagulum gebildet, wird aber durch Mikroorganismen angegriffen, kann es ebenfalls zu dessen Zusammenbruch kommen. Für den Patienten ist das trockene Zahnfach unter anderem am typischen Krankheitsverlauf zu erkennen. Wenige Tage (2 bis 4 Tage) nach der Zahnentfernung treten Schmerzen auf, die sich im weiteren Verlauf steigern.
Der behandelnde Arzt findet bei näherer Betrachtung des Operationsfelds anschließend das leere Zahnfach vor, in dem mitunter Reste des Koagulums zu finden sind. Begleitet wird die Erkrankung auch durch einen stärkeren Mundgeruch. Hinsichtlich der Behandlung geht es um eine ursächliche Therapie und die Schmerzbehandlung.
Letztere erfolgt mithilfe schmerzstillender Medikamente, die etwa als Tamponade ins Zahnfach eingebracht werden können. Um die Wundheilung voranzubringen, muss ein neues Koagulum entstehen. Hierfür greift der Zahnarzt unter lokaler Betäubung zur Exkochleation (Auskratzen der Alveole). Dabei wird die Alveole gesäubert, bereits abgestorbenes Gewebe entfernt und die Wundfläche aufgefrischt. Das Ziel: Durch die erneute Einblutung ins Zahnfach bildet sich ein neues Koagulum. Sofern bereits ein Abklingen der Alveolitis sicca zu beobachten ist, sollte auf diese Form der Behandlung verzichtet werden.
ICD-10 Klassifikation: Alveolitis der Kiefer, inkl. Trockene Alveole [Dry socket]