zahnerhalt

Ursachen für Mundgeruch und wie man ihn wieder los wird

Mundgeruch, oder im Fachjargon auch „Halitosis“ genannt, bemerken Betroffene oft erst durch Außenstehende, die darauf aufmerksam machen. Das führt oft zu unangenehmen Situationen und peinlicher Berührung.

Dabei ist Mundgeruch sehr verbreitet und im Vergleich zu anderen Krankheiten im Mundraum – wie Karies oder Kieferschmerzen – leicht zu bewältigen – auch ohne eine zahnärztliche Behandlung. Im Gegensatz zu dem weit verbreiteten Irrglauben liegt die Ursache meistens nicht in Magen, Darm oder Stoffwechsel. Bei circa 80 % der Betroffenen liegt die Hauptursache für schlechten Atem im Mundraum: ungenügende Mundhygiene gepaart mit unregelmäßiger Zahn-Prophylaxe sind oft schuld an lästigem Mundgeruch.

Wie kommt es zu Mundgeruch?

Unser Mund ist ein Palast für mehrere hunderte Arten von Mikroorganismen und Bakterien. Neben der gesunden Mund-Flora sammeln sich im Mundraum aber oft auch Fäulnisbakterien, deren Aufgabe es ist Eiweiß und tote Schleimhautzellen zu zersetzen. In diesem biochemischen Prozess werden unter Anderem Schwefelverbindungen freigesetzt, welche in höherer Konzentration der Grund für Mundgeruch sein können.

Bei einer gesunden Mund-Flora findet dieser Prozess nur in geringem Maße statt, sodass kein – für Außenstehende spürbarer – Mundgeruch entsteht. Befinden sich aber zu viele eiweißreiche Nahrungsmittel bzw. Nahrungsreste im Mundraum – oft begründet durch mangelhafte Hygiene – haben die Bakterien einen Freifahrtschein zur Vermehrung und erzeugen Mundgeruch.

Der psychologische und neurologische Trug-Faktor

In einer Studie von Zahnärzten der Universität Basel wurde in Sprechstunden festgestellt, dass ungefähr 12,5 Prozent der Betroffenen keinen Mundgeruch hatten, sondern sich den schlechten Atem eigentlich eingebildet hatten.  

So mangelhaft die Mundhygiene bei vielen Menschen auch ist, so überempfindlich nehmen Viele ihre Eigengerüche wahr. Viele Personen sind tatsächlich felsenfest überzeugt, dass sie üblen Mundgeruch haben, wobei nicht einmal ihre Mitmenschen oder ein zahnärztlicher Befund dies bestätigen können.

In den extremsten Fällen kann diese Fehleinschätzung sogar zu einer diagnostizierbaren Wahrnehmungsstörung führen. Diese wird auch als Pseudo-Halitosis oder Halitosisphobie bezeichnet (nicht zu verwechseln mit Dentalphobie).

Eine zahnärztliche Behandlung ist sicherlich ratsam, wenn Außenstehende nichts vom Mundgeruch mitbekommen, aber man selber felsenfest davon überzeugt ist. Wird dabei kein wahrnehmbarer Mundgeruch festgestellt, ist der Gang zum Neurologen oder zum Psychiater ratsam, um die Wahrnehmungsstörung zu entschlüsseln und geeignete Therapien in Anspruch zu nehmen.

Hygienebedingter Mundgeruch

Der am häufigsten vorkommende Grund für Mundgeruch (ungefähr 90 % der Betroffenen) ist zuvor bereits beschriebene mangelnde Mundhygiene. Dieser Mundgeruch, dessen Ursprung bzw. Ursache im Mund selbst liegt, wird auch als „Foetor ex ore“ bezeichnet. Übersetzt bedeutet dies „übler Geruch aus dem Mund“.

Diese Art von Mundgeruch ist üblicherweise der mangelnden Mundhygiene oder zugrundeliegenden Zahnproblemen zuzuschreiben. Neben diesen Faktoren können auch ein trockener Mund, eiweißhaltige Substanzen (z.B. Eier und Milch), Tabakkonsum oder Entzündungen die Ursache für diese „ex ore“-Variante sein.

Medizinisch bedingter Mundgeruch

Eine viel seltenere Variante von Mundgeruch ist die medizinischer Natur. Hier ist der Geruch auch wahrnehmbar, wenn der Mund des Betroffenen geschlossen bleibt. Die Atemluft kann nämlich auch durch die Nase ausgeatmet werden und sich so nach außen entfalten. 

Krankheiten im Nasen-Rachen-Raum oder ernstzunehmende Erkrankungen des Atemwegapparats (Lungenentzündungen oder eine chronische Bronchitis) können ebenfalls eine Halitosis hervorrufen. In etwas selteneren Fällen können Verdauungsprobleme als Ursache infrage kommen. Vergiftungen, Zuckerkrankheit, Nierenversagen und Leberversagen führen eben falls oft zu üblen Atemgerüchen. 

Verschiedene Arten von Mundgeruch

Welchen Charakter der Mundgeruch hat hängt von dem zugrundeliegenden Problem ab. Schlechter Atem ist meistens auf die bereits genannte Zersetzung von Eiweißen im Mundraum zurückzuführen.  Einige von den verbreitetsten bzw. typischsten Gerüchen haben wir samt möglichen Ursachen hier aufgelistet.

  • rein süßlicher Mundgeruch kann durch Fasten oder Diabetes erzeugt werden.
  • süßlich-fauler Mungeruch kann auf eine Lebererkrankung hindeuten.
  • Riecht der Atem nach Schwefel kann Sodbrennen die Ursache sein.
  • Ein metallischer Geruch kann manchmal durch Zahnprobleme begründet sein.
  • Riecht der Atem nach Ammoniak können Leber- und Nierenbeschwerden die Ursache sein. 
  • Riecht der Atem nach Fäkalien oder Fisch können sowohl Magen und Darm als auch Zahnkrankheiten die Ursache sein. Dieser sehr unangenehme Geruch wird durch die chemische Veränderung von Aminosäuren hervorgerufen, wodurch biogene Amine entstehen.

Eine Selbstdiagnose ist äußerst schwierig, ebenso sollten sie solche Pauschalisierungen nicht unkritisch zur Diagnose verwenden. Sie sollten auf jeden Fall zunächst eine außenstehende Person zur Hilfe holen, die gewillt ist, Ihren Mundgeruch zu testen und zu beschreiben. Stellt diese Person keinen Mundgeruch fest, besteht kein Grund zur Sorge – falls aber für Sie das ständige Gefühl von penetrantem Mundgeruch bestehen bleibt, sollten Sie eine ärztliche oder psychologische Behandlung in Betracht ziehen. Wird Mundgeruch festgestellt, sollten Sie sich Gedanken über mögliche Ursachen machen – eventuell könnten Sie verschiedene Ernährungsweisen ausprobieren, um das Problem in den Griff zu kriegen. Falls der Mundgeruch jedoch über einen längeren Zeitraum nicht nachlassen sollte, sollten Sie eine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen.

Mögliche Ursachen im Überblick

Hier haben wir noch einmal zusätzlich zu den oben genannten allgemeinen Ursachen einige mögliche Gründe für Mundgeruch im Detail für Sie aufgelistet:

  • Abszesse: Abflüsse von Eiter aus möglichen Zahnfisteln im Mundraum sind nicht nur sehr unangenehm, sondern haben auch einen üblen Geschmack und Geruch. 
  • Darmverschluss: Zölikalie kann in manchen Fällen dazu führen, dass sich der Darminhalt bis in den Magen zurückbewegt, sodass ein fäkaler Geruch wahrnehmbar ist.
  • Diabetes: Bei einer Ketoazidose (diabetisches Koma) kann die ausgeatmete Luft nach überreifem Obst und Nagellackentferner riechen.  
  • Essensrückstände: Werden bei der Zahnreinigung nicht alle Essensrückstände entfernt, haben Bakterien freie Bahn um sich exponentiell  zu vermehren, was in den meisten Fällen lästigen Mundgeruch hervorruft.
  • Fasten & Hunger: Wenn zu wenig Nahrung eingenommen wird, kommt es oft zu einem süßlichen oder acetonähnlichen Mundgeruch.
  • Fremdkörper: Befinden sich Fremdkörper in der Speiseröhre (sprich im oberen Verdauungstrakt) können unangenehme Gerüche auftreten.
  • Leberversagen: Bei Leberversagen kann ein süßlicher Geruch auftreten. Hier sollte sofort eine medizinische Behandlung in Anspruch genommen werden, da dies Zeichen für eine ernstzunehmende Stoffwechselerkrankung ist.
  • Mundfäule: Diese Erkrankung von Mundschleimhaut und Zahnfleisch entsteht durch eine Herpes-Infektion und führt mitunter zur Entstehung von unangenehmem Mundgeruch
  • Bestimmte Nahrungsmittel: Zwiebeln und Knoblauch sind berüchtigte Erzeuger von sehr starkem Mundgeruch. Auch andere Genussmittel, welche den Speichel beeinflussen, können Mundgerüche erzeugen.
  • Rauchen: Nikotin & Tabak sind Vorboten von zukünftigen Zahnproblemen und können neben Mundgeruch auch viele ernstzunehmende Krankheiten begünstigen (z.B. Karies, Zahnfleischentzündung)
  • Vergiftungen: Ein übermäßiger Konsum von Phosphor, Arsen oder Selen kann zur Entstehung von Mundgeruch beitragen.
  • Tumore: Tumore im Mund-Nasen-Bereich und im Gehirn können Mundgeruch hervorrufen
  • Zungenbelag: Die Zunge wird nur von relativ wenigen Menschen gründlich genug oder überhaupt gereinigt, obwohl das ein fester Bestandteil er täglichen Zahnreinigung sein sollte. Denn genau hier sammeln sich leicht lästige Bakterien, welche sich vermehren und unangenehmen Geruch erzeugen können.
  • Zwerchfellbruch: bei einer Hiatushernie tritt der Magen durch das Zwerchfell in den Bauch- bzw. Brustraum. Eine Nebenerscheinung dabei ist ein übler Mundgeruch.

Die Liste ist weder komplett, noch richtet sie einen Anspruch auf Vollständigkeit. Es empfiehlt sich deshalb immer eine zahnärztliche Beratung oder Behandlung in Anspruch zu nehmen, falls trotz exzellenter Mundhygiene und einer Umstellung der Essgewohnheiten der Mundgeruch weiterhin besteht.

diabetes messen
Bildquelle: ©pixabay.com

Mundgeruch selber behandeln

Tipps gegen Mundgeruch gibt es allerlei. Die einfachste und meist wirksamste Selbst-Therapie besteht sicherlich in den meisten Fällen in einer besseren Mundhygiene. Diese beseitigt in den meisten Fällen relativ schnell das Symptom und ist somit die schnellste und nachhaltigste Lösung für lästigen Mundgeruch. 

Nichtsdestotrotz kann man einige bekannte Tricks anwenden, um temporär einen schlechten Atem loszuwerden:

  • Kaffeebohnen: Kauen sie Kaffeebohnen, da die enthaltenen Inhaltsstoffe sauren Geschmack beseitigen können.
  • Chlorophyll verwenden: Dieser Bestandteil von Pflanzen ist in vielen Kaugummis zu finden und hilft besonders bei der temporären Bekämpfung von Mundgerüchen. 
  • Natron: Dür Rauchende oder Zwiebel-Liebende ist es ein hervorragendes Hausmittel, welches Säure und üble Gerüche leicht entfernt. Natron ist in allen Apotheken erhältlich und wird zusammen mit Wasser als Mundspülung verwendet.
  • Zitrone: Zitronensaft ist äußerst intensiv und hilft dabei, üble Gerüche zu neutralisieren. Zu viel Zitronensaft kann aber zu einer Schädigung des Zahnschmelzes führen, wodurch Zähne empfindlich werden. 
  • Jogurt: Die enthaltenen Milchsäurebakterien saugen flüchtige Schwefelverbindungen auf und helfen dabei, üble Gerüche zu kontrollieren.
  • Petersilie: Sie enthält das oben bereits erwähnte Chlorophyll, wodurch es auch bei Mundgerüchen behilflich sein kann.
  • Ingwer: Die Säfte der Ingwer-Wurzel beseitigen üblen Atem schnell und effektiv. Ein Ingwer-Tee ist dabei die einfachste Anwendungsmethode.
  • Olivenöl: Ein oft vergessenes Geheimnis der Antike ist das Ölziehen. Nimmt man etwa Olivenöl und spült seinen Mund und die Zahnzwischenräume für einige Minuten gründlich durch, bindet man übel-riechende Moleküle an das Öl, stoppt die Bakterien vom Wachstum und entzieht dem Mund somit üble Gerüche. Eine alte Volksweisheit besagt, dass frequentes Ölziehen auch Zahnfäulnis entgegenwirkt.

Oft gestellte Fragen

Wann sollte man eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen?

Beseitigt eine bessere Mundhygiene und Umstellung Ihrer Ernährung das Problem nicht bzw. bleibt es länger bestehen, liegen wahrscheinlich medizinische Gründe für den Mundgeruch vor, welche unbedingt zahnärztlich untersucht werden sollten.

Wie wird bei einer Behandlung gegen Mundgeruch vorgegangen?

Das behandelnde Fachpersonal untersucht zuerst Ihren Mund- und Rachenraum. Eine „Foetor ex ore“ ist meistens die Ursache für den schlechten Geruch. Erkrankungen wie Mandel-Entzündung, Erkältung, eine Entzündung der Nasennebenhöhlen oder Zahnkrankheiten bzw. Krankheiten des Zahnfleisches sind alles plausible Möglichkeiten.
Ebenso kann zahnärztliches Fachpersonal eine Gas-Analyse Ihrer Atemluft durchführen, wodurch die Ursache leicht festzustellen ist. Das wichtigste Werkzeug ist hingegen die Nase, mit welcher Charakter und Intensität des Mundgeruches feststellt werden kann, wodurch andere Grundkrankheiten leichter zu deuten sind. In diesen Fällen werden Betroffene meistens zu medizinischen Fachpersonen weitergeleitet, welche auf bestimmte Grunderkrankungen spezialisiert und damit besser qualifiziert sind.

Bekommt man vom Schnarchen Mundgeruch?

Eine witzige aber oft gestellte Frage. Schnarchende Menschen haben einen geringen Abfluss von Speichel, was die Manifestation von Mundgeruch erleichtert. Die Mundflora ist geschwächt und Bakterien lagern sich ab. Gründlichere Zahnhygiene ist aber eine wirkungsvolle und leichte Lösung.

Helfen Mundspülungen bei Mundgeruch?

Das Quickie-Mittel für Busy-Menschen ist oft der Griff zur Mundspülung. Diese hilft zwar grundsätzlich für die Entfernung von Mundgeruch, sollte aber nicht zu oft verwendet werden, da auch die guten Bakterien abgetötet werden, was langfristig mehr Schaden als Wohl verursacht.

Hilft ein Zungenreiniger (Zungenschaber) gegen Mundgeruch?

Um die 60 % aller Bakterien im Mund befinden sich ausgerechnet auf Ihrer Zunge. Die Zunge reinigen nur die wenigsten Menschen gründlich, wenn überhaupt, weshalb sich hier oft viele Bakterien ansammeln. Schwefelverbindungen entstehen und führen zu schlechter Atemluft. Ein Zungenschaber ist eine vernünftige und hilfreiche Investition, um üblen Gerüchen und Bakterien vorzubeugen.

Ein Gedanke zu „Ursachen für Mundgeruch und wie man ihn wieder los wird“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert